Aktuelle Infos
Liebe Kundinnen und Kunden,
liebe Freund*innen der Theaterkasse Schumacher,
seit dem 17. März war unser „Büdchen“ geschlossen. Seit dem 3. Juni haben wir wieder verkürzt geöffnet, aber es ist nicht dasselbe. Wir haben seitdem alles versucht. Gedreht, gewendet, nach neuen Möglichkeiten gesucht und immer mal wieder, nicht zuletzt durch eure Unterstützung und Aufmunterung, auch Mut geschöpft. Wenn sich aber alles in die falsche Richtung entwickelt und sich (in einer Branche ohne Lobby) nur immer mehr Türen schließen - dann ist der Zeitpunkt gekommen, zu handeln.
Aus diesem Grund werden wir unser Geschäftsfeld „Vermittlung und Verkauf von Eintrittskarten“ ab dem 30. Juni 2020 weitestgehend einstellen. Das bedeutet nicht das Ende der Geschäftstätigkeit, zieht aber bedeutende Veränderungen nach sich.
Warum hat die Theaterkasse Schumacher aktuell keine Zukunft? Warum müssen wir stoppen?
Eine Bestandsaufnahme.
DIE AUSSICHTEN
Neben der fehlenden Perspektive in diesem ohnehin hart umkämpften Markt stehen wir vor vollkommener Planungsunsicherheit für einen nicht absehbaren Zeitraum, bei nahezu Null Einnahmen und hohen monatlichen Kosten. Der Alltag ist geprägt von Rückabwicklungen und wird es lange bleiben.
DAS ANGEBOT
Ein Großteil der Veranstaltungen wird verlegt; darunter große Festivals und ganze Spielzeiten, ebenso die Musicals. Die Karten sind verkauft und bleiben zumeist gültig; neue Aufträge gibt es kaum.
DIE UNSICHERHEIT
Wann werden Konzerte wieder Konzerte sein, wie wir sie kennen und lieben? Darüber können wir nur spekulieren. Im schlimmsten Falle erst, wenn es einen Impfstoff gibt.
DIE KUNDSCHAFT
Wie wird sich die lange Krise auf das Freizeitbudget und das Kaufverhalten unserer Kund*innen auswirken? Geschätzte 50% unserer Kundschaft gehören zur „Risikogruppe“. Bald wieder unternehmungslustig? Nicht zu erwarten. Und die Jugend kauft überwiegend online.
DIE ABHÄNGIGKEITEN
Bis auf Weiteres entfällt eines unserer stärksten Umsatzfelder: Die maßgeblichen Veranstalter der Elbphilharmonie haben entschieden, die externen Vorverkaufsstellen als Vertriebskanal "Corona-bedingt" nicht weiter zu berücksichtigen. Für wie lange? Man kann es uns nicht beantworten.
Ob weitere Veranstalter diesem „Vorbild“ folgen werden, ob es weitere Auflagen und Restriktionen geben wird, die uns das Leben schwer machen werden: Wir wissen es nicht.
Wir lieben unsere Clubs, die kleinen Theater und alles, was kulturell damit zusammenhängt, doch unser Geld verdienen wir mit den Provisionen aus dem Verkauf der hochpreisigen Veranstaltungen und über die Menge. Ohne diese Umsätze geht es nicht.
DER MARKT
Schon vor der Krise war der Markt schwierig: Online-Presales, Exklusiv-Partnerschaften unter den "Big Playern", beschnittene Kontingente und hohe Refundierungen in den Preiskalkulationen vieler Veranstalter drängen das freie Vorverkaufsgeschäft immer weiter ins Abseits. Dadurch bedingte betriebliche Einbußen lassen sich mit viel Herzblut nur durch immensen Zeiteinsatz und enormen Aufwand abfangen.
Schlussendlich ist so ein Alltag - trotz aller Leidenschaft und Freude an der Sache - für DIE GESUNDHEIT nicht eben förderlich.
Ein Weitermachen unter diesen Rahmenbedingungen erschiene grob fahrlässig.
Ich mache es mir wahrlich nicht leicht, dieses Traditionshaus als letzter Inhaber nach fast 117 Jahren in den Ruhestand zu schicken. Am 1. Dezember 2012, in einer damals schon für Konzertkassen schwierigen Zeit, übernommen und mit großer Anstrengung und tollen Mitarbeiter*innen zu dem entwickelt, was es heute ist: ein Wohlfühlort mit einem großartigem Publikum und vielen loyalen Veranstaltern im Hintergrund, die uns ihre Karten gerne zum Verkauf übergegeben haben. Aber es gab eben auch die anderen.
Die Kulturbranche ist eine der am härtesten und längsten von der Krise ge- und betroffenen. Sehr viele von euch haben uns in den vergangenen Wochen Mut gemacht, Gutscheine gekauft und uns in der Hoffnung bestärkt, diese Phase zu überstehen. Doch ihr Ende ist nicht in Sicht.
Auf Crowdfunding haben wir ganz bewusst verzichtet, für euren Beistand wollten wir euch immer etwas zurückgeben. Aus diesem Gedanken entstand die Konzertposter-Aktion, die weiterhin läuft und gerne beworben werden darf. Eine schöne Geschichte, die auf viel positive Resonanz bei euch stößt - und so werden wir für einige Zeit nicht mehr "Hamburgs erste Adresse für Tickets" sondern "Hamburgs erste Adresse für Konzertplakate" sein.
Eure Unterstützung benötigen wir weiterhin: Es sind zahlreiche Aufgaben zu erledigen, harte Wochen und Monate stehen bevor. Gemeinsam werden wir sie stemmen und dann neue Ideen entwickeln. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich meist eine andere.
Natürlich verschwinden wir nicht sang- und klanglos. Bis Ende August gehen wir auf „Abschiedstour“ und möchten uns von möglichst vielen unserer Geschäftsfreund*innen und Kund*innen gebührend verabschieden. Wer zur Erinnerung ein Teil des „Büdchens“ haben möchte, wird Gelegenheit dazu bekommen. Sofern es die Zeit erlaubt, unterhalten und informieren wir euch weiterhin auf unserer Facebook-Seite und über unseren Newsletter. Wir freuen uns auf viele kleine Aktionen. Lasst euch überraschen.
Als erste Anlaufstelle für eure nun vermutlich zahlreichen Fragen haben wir einen FAQ-Bereich auf unserer Website eingerichtet. Bitte schaut zunächst dort, ob ihr passende Antworten findet. Falls nicht: schreibt uns. Wir sind weiterhin für euch da und auch danach nicht aus der Welt. Oder um mit Udo zu sprechen: „Keine Panik!“
Für eure unerschütterliche Treue, eure Unterstützung und all die guten Vibes, die ihr in unser Lädchen gebracht habt: ein herzliches DANKESCHÖN!
Wir hätten gerne vor dieser Nachricht mit jedem Einzelnen gesprochen. Das war leider nicht machbar. Aber während unserer „Farewell-Tour", die ab morgen startet und lange andauern wird, wird es viele Gelegenheiten geben.
Bleibt dran, und bleibt uns gewogen. Wir werden die Zeit nutzen, dieses kleine Unternehmen "neu zu denken". Was immer dabei entstehen wird, es geht weiter mit Musik. Bis demnächst.
Euer Dirk Störmann & Mitarbeiterin
Theaterkasse Emil Schumacher
Hamburg, 8. Juni 2020
PS:
Danke an dieser Stelle auch im Namen Emil Schumachers (R.I.P.), der das Unternehmen 1903 gründete und eine Pandemie (Spanische Grippe) und zwei Weltkriege überlebte. Ab den frühen 70er-Jahren, den goldenen Zeiten für Theater- und Konzertkassen, führte die Familie Maass das Geschäft. Im Jahr 2000 übernahmen Andrea und Rolf Richling und legten mit dem Umzug von den Colonnaden in die Kl. Johannisstrasse die Grundlage für das heutige Büdchen. Auch in ihrem Namen ein Dankeschön an alle ehemaligen Kund*innen.